Mittwoch, 11. Januar 2017

An der Grenze zum Kriegsgebiet

Mein Taxifahrer steht eine halbe Stunde zu früh vor meiner Haustüre. Ich habe in diesen drei Monaten nie erlebt, dass jemand zu früh kam. Pünktlichkeit ist keine Stärke im Mittleren Osten. Müde blicke ich auf die Uhr. Es ist kurz nach Mitternacht. Die Fahrt zum Flughafen sollte eine Stunde dauern. Das Auto schlängelt sich die schlechten Passstrassen entlang. Mein Blick schweift aus dem Fenster und ich sehe die vielen Lichter im Tal vor mir. Ein letztes Mal blicke ich auf die Grenze und denke an all das, was ich hier erlebt habe. Die Näherinnenschule, in der ich mitgearbeitet hatte. Die jungen Frauen, die teils mit 14 verheiratet wurden und ein Jahr später ihr erstes Kind bekamen. Und ich denke an die Verzweiflung in ihren Augen, wenn sie mir von ihren zerstörten Häusern, toten Familienmitgliedern und ihrer traumatischen Flucht berichteten. Ich denke an die verbrachten Stunden, wenn ich für sie betete und ihnen Kleidung und Milch für ihre Kinder mitbrachte.
Jetzt ist es endgültig. Ich fahre nach Hause. Plötzlich stoppt der Taxifahrer. Wir stehen in einer langen Fahrzeug-Schlange, am Ende steht ein bewaffneter Soldat. Direkt an der Grenze zu einem Kriegsgebiet zu wohnen ist nicht immer risikofrei. Ich bin eher ängstlich, was das Wunder, das Gott in mir vollbracht hat, noch viel beeindruckender macht. Gott hat mich in dieser Zeit immer wieder durchgetragen. Die furchtbaren Geschichten der Menschen zu hören, durch die Zeltdörfer zu gehen und dabei Kinder auf den Feldern beim Arbeiten zu beobachten, hat mich oft unglaublich hoffnungslos gemacht. Aber jedes Mal hat mich Gott mit neuer Hoffnung und Liebe für diese Menschen erfüllt.

Zu spät erreichen wir den Flughafen. 10 min vor Abflug, stehe ich immer noch in der Schlange bei der Passkontrolle und muss den Sicherheitscheck noch hinter mich bringen. Mir ist klar, dass ich die Maschine verpassen werde, wenn ich nicht was unternehme. Mit viel Mut spreche ich einen Soldaten an, der mich zum Durchgang für Botschafter schickt. Nach kurzer Zeit bin ich durch die Kontrolle und beim Sicherheitscheck. Die Zeit ist um. Mein Flugzeug wird genau jetzt abheben. Panisch renne ich zum Gate - doch tatsächlich, es ist noch offen! Gott hat meine Gebete erhört.

Erleichtert und todmüde sinke ich in meinen Sitz. Meine Gedanken kreisen immer noch um meine Erlebnisse. Was habe ich bewirkt? Mit meinem bisschen Arabisch konnte ich kaum mit den Leuten sprechen, die paar verteilten Decken, das bisschen Englischunterricht und das Mithelfen im Kinderheim, nichts davon veränderte viel. Doch dann fällt mir die Abschiedskarte einer jungen Flüchtlingsfrau wieder ein. Sie schrieb meinen Namen in Arabisch und darunter: «Danke, dass du neue Hoffnung in mir geweckt hast!» Dieser Satz war alle Mühe wert. Vielleicht habe ich nicht viel verändert, aber ich habe mich verändert. Meine Sicht auf Flüchtlinge hat sich verändert und das werde ich in die Schweiz tragen. Meine Sicht auf Mission hat sich verändert und das werde ich vielleicht eines Tages als Langzeitmissionarin in diese Welt hinaustragen. Diese Erkenntnisse sind alle Mühe wert.

Donnerstag, 17. September 2015

Meine wunderbaren Erfahrungen als Kurzzeiter


Während ich in Kambodscha war, merkte ich, dass Gott mich all die Jahre vorbereitet hatte, um im Bereich „Member Care“ zu dienen. 

In den ersten drei Monaten, während der Sprachausbildung lernte ich viel über die kambodschanische Kultur. Ein Teil dieser Kultur und Werte war mir von Korea her vertraut, z.B. der Respekt vor den älteren Menschen. Ich schätzte vor allem an den Kambodschaner, wie einfach sie lebten. Das beeinflusste auch meine Haltung gegenüber Gott. Ich merkte auch wie oft ich früher undankbar war!

Mit den Verkehrsbedingungen in Kambodscha hatte ich anfangs echt Mühe, bis ich mich an das totale Chaos gewöhnte, ich lernte die unsichtbaren Regeln auf der Straße kennen.
Es war ein Privileg für mich, dass ich in den ersten Monaten keine andere Aufgabe hatte und rein die Sprache lernen konnte. Einerseits fühlte ich mich lethargisch und schuldig „Nicht zu tun“, auf der anderen Seite haben mir die Orientierungen (Einführungsveranstaltung) und die monatlichen Treffen von Interserve viel gebracht. Sie zeigten auf, was um mich herum passierte. In einer Sitzung wurde mir ein Bild gezeigt von einem Landwirt, der in der Hängematte lag und offenbar nichts zu tun hatte. In der Tat wartete er auf die nächste Ernte. Es fiel mir auf, dass ich solche Bilder brauchte, um mehr über die Kultur zu lernen.


Sechs Monate später begann ich für zwei Organisationen zu dienen, einerseits für die lokalen Gruppen und anderseits für die christlichen Arbeiter. Ich habe von ihnen viel gelernt, vor allem, welche Schwierigkeiten sie durchlaufen. Die Treffen mit den TCKs (Kinder von Ausländern) wurden zu anschaulichen Hands-on, das heisst das Theoretische ins Praktische umsetzen.
 
Leider hatte ich Heimweh. Als einzige koreanische Beraterin konnte ich mich mit niemandem so richtig mitteilen. Dann hatte ich mit meinem Motorrad einen Verkehrsunfall. Plötzlich war alles um mich herum unsicher und chaotisch, das wiederum frustrierte mich sehr. Ich fühlte mich unbehaglich und war wütend. Gott „empfahl“ mir zu beten.
Dann erlebte ich echten Segen von oben und ich spürte den Schutz des Heiligen Geistes.
Und plötzlich erhöhte sich die Anzahl der Ratsuchenden, und es war auf einmal herausfordernd, meinen Zeitplan einzuhalten. Ich geriet in Panik. Aus dem Stress wurde Angst. Ich fühlte einen Druck auf mir, so sehr, dass, ich mich bald selber beraten lassen musste. Auch an Feiertagen und Wochenenden, war ich im Dienst. Ich zog mich von den Menschen immer mehr zurück. Ich versuchte, in der Bibel zu lesen. Es war aber auch schön, an zwei Seminaren teilzunehmen.

Irgendwie führte mich Gott, ich erlebte höchste Fürsorge von meiner Familie und engen Freunden; zum Anderen führte Gott mich zu Koreanern, die langfristig, d.h. für 10 oder 20 Jahre im Dienst waren. Sie waren vollständig gesund, was mich erleichterte. Ich erkannte, dass die Beibehaltung des Gleichgewichts zwischen Dienst und Ruhe von entscheidender Bedeutung war für eine gesunde Aufabenserfüllung. Ich habe auch gelernt, dass "Ruhe", d.h. die Aufteilung der Liebe Gottes und der Interaktion mit Anderen, im Zusammenhang stehen mit den ökologischen und emotionalen Herausforderungen, die jeden Christen betreffen . Zur gleichen Zeit habe ich gelernt, dass im Zentrum von allem, Gottes Fürsorge und liebevolle Herz für diejenigen ist, die ihm gehorchen, egal in welcher Herausforderung wir stehen.

Ich möchte meine tiefste Dankbarkeit aussprechen zu denjenigen im Country Team, die mich konstant unterstützten und ermutigten. Ich habe viel über Kambodscha und das Leben als christlicher Arbeiter gelernt,und ich habe mich verpflichtet, langfristig in Übersee zu dienen. Ich preise den Herrn für alles, was er für mich getan hat.

Donnerstag, 28. Mai 2015

Einsatz in Pakistan und Indien im englischen London



Meine Vorurteile über das Leben in England waren beschränkt auf ein malerisches Bild: Eine elegante Tea-Party vor einer Kulisse von grünen Hügeln auf denen Schafherden weiden und im Vordergrund blüht ein schöner Rosengarten. Trotz meinen Vorbereitungen über das veränderte Bild in England und aufgrund verschiedener Gespräche mit einem Interserve Partner im Vereinigten Königreich, war ich überrascht, als ich in Southall im Westen Londons ankam.

Ich war wohl einer der wenigen klischeehaften Englisch aussehenden Leute, der unter vielen verschiedenfarbigen Leuten der Strasse entlang ging. Die Schaufenster an der King Street zeichnen sich aus durch helle und paillettenbesetzte Saris, Metzgereien zeigen rohes Fleisch und überall leuchtet Werbung für indische und pakistanische Telefonkarten. Wenn in einem Laden zwischen dem Besitzer und Kunden Englisch gesprochen wird, dann mit einem starken somalischen oder asiatischen Akzent.

Von der lokalen Moschee ruft der Imam zum Gebet und indische Frauen halten beim Hindu Tempel um Ganesh Esswaren zu opfern. Somalische Männer in langen, schwarzen Kleidern schlendern an einer Bushaltestelle vorbei, an der ein grosses Werbeplakat für Cameron Diaz' romantische Komödie wirbt. Junge Sikh Männer mit ihren, in den Turban eingebundenen langen Haaren rennen zum prägnanten goldenden Gurdwara, dem grössten Sikh Tempel ausserhalb Indiens. Das ist London – nicht dasjenige England von Jane Austen, doch ein reicher, vielfältiger und fesselnder Ort, an dem die Menschen die gute Nachricht von Jesus hören sollten.

Während meiner Zeit in Southall lernte ich, wie die Interserve Partner (interkulturelle Mitarbeiter) Menschen aus den spirituellen Gemeinschaften der Hindus, Sikhs und Muslims erreichten.

Die Partner, welche alle in einer lokalen Kirche verankert sind, entwickeln Projekte, leiten solche oder helfen darin. Die Projekte sind ganz unterschiedlich: Lebensmittelhilfe, Spielgruppen, Englischkurse, wöchentliche Bibelstunden. Ein wichtiger Teil der Arbeit besteht im Aufbau und in der Vertiefung von Beziehungen mit diesen Leuten. Dazu gehört, dass man zuhause eine offene Türe hat und immer Zeit für einen Tee hat und vielleicht noch etwas Biriyani (indisches Gericht) das vom Mittag übrig blieb. Solch offene Häuser ermöglichen neue Wege in einer schwierigen Gesellschaft, welche Mühe hat mit vielen sozialen und gemeinschaftlichen Herausforderungen wie Arbeitslosikgeit, Armut, Drogenprobleme und manchmal einfach Heimweh. Ich selber war begeistert zu sehen, wie Gott in diese Schwierigkeiten, in das Mosaik der verschiedensten Nationalitäten hineinkam.

Ein Teil meiner Tätigkeit als Kurzzeiter bestand darin, in verschiedenen kirchlichen Aktivitäten zu helfen und in Englischklassen mitzuhelfen. Von den lokalen Partnern, resp. interkulturellen Mitarbeitern lernte ich viel, wie sie den Migranten vor Ort dienen. Viele farbige Höhepunkte gab's während meines Einsatzes: Eid, das muslimische Opferfest konnte ich mit einer pakistanischen Familie feiern, oder ich konnte an einem Treffen von religiösen Leitern teilnehmen, wo soziale Probleme thematisiert wurden.
Eindrücklich war das Prinzip des Senfkornsäens in der Praxis des muslimischen Umfeldes zu sehen. Die lokalen Partner säten geduldig Samen von Gottes Liebe in Southall; sie hörten zu, beteten und arbeiteten stetig im Gebiet, in dem die Migranten und Flüchtlinge wohnten. Ich bin so dankbar für diese Kurzzeiterfahrung. Ich durfte zusehen, wie die Welt sich durch uns verändert und welche Bedeutung dies für die gute Nachricht von Jesus hat.


Dienstag, 4. November 2014

Kurzeinsatz in Kinderheim im Nahen Osten


Es gab verschiedene Gründe, die mich dazu bewogen haben, einen siebenwöchigen Kurzzeiteinsatz im Nahen Osten zu machen. Zum einen suchte ich nach einer Abwechslung von meinem Studienalltag. Des Weiteren wollte ich in den Nahen Osten, um die Kultur eines arabischen Landes kennenzulernen. Diese Überlegungen verbanden sich mit meinem Wunsch, anderen Menschen zu dienen und Zeit in Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen zu investieren. Über meine tatsächliche Arbeit im Kinderheim machte ich mir im Vornherein keine spezifischen Vorstellungen; ich wollte die Dinge nehmen, wie sie kommen. Diese Offenheit half mir, jede Art von Situation (mehr oder weniger) gelassen zu nehmen.

Die Kinder im Kinderheim wuchsen mir ans Herz. Sie alle haben in ihren jungen Jahren bereits Lebensgeschichten, die man niemandem wünscht. Es ist beeindruckend, welche grossartige Arbeit die Verantwortlichen vom Kinderheim tagtäglich leisten. Gleichzeitig habe ich auch gesehen, dass Veränderungen nötig sind, damit die Kinder einen Ort haben, an dem sie sich wohl fühlen und in ihren Bedürfnissen bestmöglich unterstützt werden können. 


Meine Zeit im Kinderheim verging wie im Flug. Als es ans Verabschieden ging, verliess ich den Nahen Osten mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sieben Wochen sind zu kurz, um tiefe Beziehungen aufzubauen und längerfristig etwas zu bewirken. Auch die sprachlichen Barrieren trugen ihren Teil dazu bei. Für mich war es herausfordernd, mir ohne Sprachkenntnisse und beschränktem Materialvorrat Aktivitäten mit den Kindern auszudenken und durchzuführen. Infolgedessen konnte ich nicht soviel Verantwortung übernehmen, wie ich gerne gewollt hätte. Andererseits hatte ich dadurch auch viel Zeit für mich.
 
Durch diesen Einsatz lernte ich das Land von einer Seite kennen, wie es ansonsten nicht möglich gewesen wäre. Ich traf tolle Menschen und genoss die Ausflüge zu den verschiedensten Orten in vollen Zügen. Nicht zu vergessen ist natürlich auch das wunderbare Essen. Meine Erwartungen an diesen Einsatz wurden somit mehr als erfüllt. Ich akzeptierte, dass es weniger ein Geben von meiner Seite als eine Bereicherung für mich selbst war. Ich bin dankbar für alles, was ich sehen und erleben durfte. Die gemachten Erfahrungen haben dazu beigetragen, meinen Horizont zu erweitern und persönlich zu wachsen. Meine Beziehung zu Gott wurde stärker, und ich bin mir sicher, dass dieser Kurzzeiteinsatz die Pläne für meine Zukunft beeinflussen wird. 

Daniela

 

Donnerstag, 14. August 2014

Bericht aus Bangladesch: Glaube und Werke – Gottes Liebe in Aktion




Die gute Nachricht für die Armen – Interserve Mitarbeiter in Bangladesch zeigen die Liebe Jesu durch ihr Engagement in einem länglichen Spital. Sie sehen wie Moslems tief bewegt sind durch eine solche Liebe:

Wenn einer von euch zu ihnen sagt: "Lasst es euch gut gehen! Hoffentlich könnt ihr euch warm anziehen und habt genug zu essen!", aber er gibt ihnen nicht, was sie zum Leben brauchen. Was nützt ihnen das? (Jak. 2,16)

Persönliche Erfahrungen
Meine Familie und ich erlebten Gottes Liebe in Aktion seit unserem ersten Besuch in Bangladesch. Wir empfinden es seither als ein Vorrecht einen Teil dieser praktischen Liebe zu bilden. Bereits leben wir sechs Jahr im ländlichen Nordwesten des Landes. Nie war Jakobus’ Ermahnung betreffend Glauben und Werken realer als hier.

Bangladesch leidet unter grosser Armut, Trockenheit aber auch Überflutungen und die Menschheit unter verschiedenen Krankheiten. Als im Jahr 2013 die Rana Plaza Textilfirma in sich zusammenfiel, starben über tausend Frauen. Dem Westen wurde damals bewusst wie die grundlegenden Rechte ignoriert wurden in einem der korruptesten Ländern der Welt. Oberflächliche gute Wünsche haben hier keinen Platz.

Während es vielen unserer Unterstützer in der Heimat eher wichtig ist zu wie vielen Menschen wir gepredigt haben und wie viele sich von der Botschaft ansprechen liessen, arbeiten die meisten unter uns im Gesundheitswesen und der Entwicklungsorganisation. Uns ist es wichtig wie wir Männer, Frauen und Kinder am Leben erhalten können und Ihnen Wertschätzung geben können, die sie so oft vermissen in ihrem Leben. Aber es geht nicht darum ob’s um Glaube oder Werke geht. Solches zu sagen, ist fern von uns.

 
Seesorge und pastorale Hilfe
An der Frontlinie sind die Pastoren: Ein hingegebenes Team von liebenden und sachkundigen Bangladeschis, welche die Patienten im Spital besuchen. Sie bieten ihnen und ihren Angehörigen Trost, egal ob sie Christen, Moslems, Hindus, Buddhisten sind oder einem der vielen Stammesreligionen in der Umgebung folgen.

Dabei geht es nicht darum jemandem nur die Hand von jemandem zu halten, der unter einem eingewachsenen Zehennagel litt. Viele Medizinstudenten und junge europäischen Ärzte, die kurzzeitig für einige Monate oder ein Jahr kommen, sehen Dinge, die sie nur aus Büchern kennen. Sie sagen mir, dass solche Probleme im Westen nicht mehr vorkommen. Einige Erlebnisse sind schockierend andere haben Mühe mit diesen Erfahrungen umzugehen. Sie alle werden durch ihre Arbeit verändert.

Die Pastoren und Seelsorger kennen die Realität des Lebens in Bangladesch. Viele haben Familienangehörige, die einen Klinikaufenthalt benötigten, oder sie selber waren Patienten hier. Sie wissen wie hart das Leben ist und oft ist die Realität einfach nicht gerecht. Vor diesem Hintergrund können sie wahrlich sich mit denen hinsetzen und „mit den weinenden weinen“ (Rö 12,15). Und sie beten mit denen, die dies wünschen. Die christlichen Pflegefachpersonen und Ärzte beten mit. Auch einige der hinduistischen und auch moslemischen Klinikmitarbeiter beten mit. Diese Liebe, in Wort und Tat wirkt oft dramatisch.

Auswirkungen am Beispiel eines Besuchers
Ein tief gläubiger Moslem, der einen armen Verwandten im Spital begleitete, war so berührt, dass er die Pastoren um eine Bibel bat. Er wollte mehr darüber lesen, weshalb die Christen sich so anders verhalten als die Menschen in Bangladesch; er ist nicht der erste und auch nicht der letzte. Das Spital hat einen guten Ruf, der sich über Jahre aufgebaut hat indem Liebe verschenkt und Respekt gegeben wurde. Hier ist auch ein sicherer Ort an dem Fragen des Glaubens diskutiert werden kann.

Der Mann nun nahm seine Bibel in sein Dorf mit und las darin. Er merkte, dass die Haltung eines anderen Dorfbewohners darin beschrieben ist. Er fragte diesen darüber aus. Ganz erstaunt realisiert er, dass dieser ein „Nachfolger Isa’s“ ist, wie ehemalige Moslems sich als Glaubende bezeichnen. So begann auch dieser Mann Christus ernsthaft nachzufolgen.

Behindertenarbeit
Einer unserer Langzeit-Teammitglieder nützt seine Ausbildung als Gärtner um eine Gruppe von behinderten Männern und Frauen aus der Umgebung zu trainieren. Sie pflanzen und ziehen Gemüse, Früchte und attraktive Topfpflanzen, verkaufen sie und verdienen so Geld. Ihn zu beobachten, wie er mit diesen so oft unbeachteten und missbrauchten Menschen arbeitet, ist ein Segen. Seine Liebe fliesst zu ihnen und sie reagieren mit tiefer und aufrichtiger Freundschaft. Einstellungen und Vorurteile gegenüber Behinderten werden praktisch hinterfragt und verändern sich positiv.

In einem Land in dem noch das Rana Planza Desaster vom April 2013 nachwirkt, gibt es grosse Nöte im ganzen Land, die nach positiven Veränderungen lechzen. Die Menschen suchen Hoffnung und tätige Liebe. Meine Familie und ich haben gesehen, wie das getan werden kann. Ganz alltäglich, an einem „normalen“ Arbeitsplatz und wie so ganze Gemeinschaften näher zu Gott kommen können.

(aus dem Englischen übertragen)

Donnerstag, 15. Mai 2014

Ein Monat bei Gems in Sakaria, im Norden Indiens im ärmsten Staat des Landes



Ich war für einen Monat bei Gems. Diese von Indern gegründete und geführte Organisation verfügt über diverse Schulen, Ausbildungsstätten, Gesundheitsposten und ein Spital. Ich hatte in dieser Zeit vor allem Einblick ins medizinische Wirken von Gems. Da sie über den ganzen Staat verteilt viele Schulen mit Internaten führen, besuchen sie diese regelmässig um die Kinder medizinisch zu versorgen. Dies war jeweils sehr spannend, da man vor allem verschiedene Hautkrankheiten sah, die es bei uns nicht mehr gibt. Die Trips ins Landesinnere waren auch kulturell sehr aufschlussreich da man einen guten Einblick in ihren Alltag mit all seinen Schönheiten und Schwierigkeiten bekam. Oft fehlten Strom, Wasser, medizinische Versorgung und ein Abwassersystem. Daher konnten schon einfache Krankheiten und Unfälle zum Tod führen, da die Hygiene und Versorgung fehlte. Ein Schnupfen könnte durch die mangelnde Hygiene und den schlechten Ernährungszustand zu einer Lungenentzündung und diese kann unbehandelt zum Tod führen. Dies kann vor allem ältere, kranke und Kinder betreffen. Ein Fallbeispiel: Aus einer simplen Verbrennung konnte eine schlimme Infektion entstehen. Mangelnder Hygiene führte schliesslich zu einer Amputation und, was seltenen  der Fallen ist, zum Tod. Was jedoch sehr schön zu sehen war, ist dass Großfamilien noch intakt sind und die jüngeren Familienglieder zu den älteren schauen. Leider verfällt diese Struktur langsam, besonders in den Städten und hinterlässt viele Alte und Behinderte ohne Betreuung.


Im Spital schaute ich oft zu, unterrichte zwei Mal die Krankenschwestern über Neugeborenen-Pflege und half bei Geburten. Im Spital ist vieles ähnlich wie bei uns. Dennoch gibt es einige Unterschiede, sie führen keine Händedesinfektion durch, sie waschen sie einfach vor und nach Patientenkontakt. Alle operierten Patienten sowie die Frauen nach einer Geburt erhalten für drei Tage Antibiotika daher haben sie kaum Probleme mit Infektionen. Bei Neugeborenen führen sie keine Nabeldesinfektion durch, haben aber trotzdem keine Infektionen. Vor einer Behandlung müssen die Patienten das Material und die Medikamente bei der Apotheke beziehen. Wenn sie dies nicht mehr selber tun konnten, müssen dies die Angehörigen erledigen. Die Krankenschwestern führten nur die Behandlung und die Medikamentenverabreichung durch. Die Angehörigen sind fürs Essen, die Körperpflege, die Mobilisation etc zuständig. Das Spital besitzt eine allgemeine Abteilung mit 13 Zimmern, ein Frauenzimmer mit 5 und eine Intensivstation mit 6 Betten, die sich aber nur von der normalen Station unterschied indem sie Sauerstoffanschlüsse an der Wand hatte.


Insgesamt war es eine spannende Zeit aber um länger zu bleiben, müsste man die Sprache können damit man selbständig arbeiten könnte und ihnen eine echte Hilfe wäre.

Sarah

Dienstag, 4. März 2014

Was hat mein Auslandeinsatz nach der Rückkehr oder bei mir persönlich ausgelöst?

Eine Auswahl von Berichten einer Interserve Tagung: 

Langjährige Auslanderfahrung führt zu tiefem Verständnis für die Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten
Nachdem Familie Frauchiger 17 Jahren in Pakistan gearbeitet hat, ist Markus Frauchiger seit 6 Jahren in einem herausfordernden Dienst mit Migrantinnen und Migranten in der Schweiz tätig. Er besucht unter anderem Asylsuchende in Zentren, Migranten im Gefängnis und lädt viele zu sich nach Hause ein. Wöchentlich ist er mit seinem Bücherstand in Bern anzutreffen, verteilt donnerstags Kleider und Lebensmittel. Eine besonders herausragende Arbeit sind die wöchentlich stattfindenden Deutschkurse, die von über 120 Personen besucht werden. Werbung machen die Organisatoren schon lange nicht mehr, zu gross ist der Andrang für dieses Angebot. Dabei geht es nicht nur darum Deutschkenntnisse weiter zu geben. Ausländerinnen und Ausländer schätzen Begegnungen! Besonders wertvoll für sie sind die Gespräche während den Kaffeepausen zwischen den Kursstunden und danach. Markus Frauchiger kennt nicht nur die Bedürfnisse von Einwanderern. Er hat auch ein tiefes Verständnis für die kulturellen Feinheiten und weiss um den hohen Wert des „Zeit-habens“ und gemeinsamen Teetrinkens.

Erfahrungen im Auslandeinsatz dienen der Sensibilisierung des Umfelds in der Heimat
Brigitte fragte sich: „Was mache ich mit meinen Erfahrungen aus dem Einsatz in Zentralasien?“ Der Einsatz habe sich vielfältig gelohnt: Persönlich profitierte sie davon, neue Menschen, eine fremde Kultur und ein ganz andersartiges Land kennen zu lernen. Nach dem Einsatz begann sie ihre Kirchgemeinde für die Arbeit im Ausland zu sensibilisieren. Dabei hat sie insbesondere junge Menschen auf mögliche Auslandeinsätze angesprochen und motivieren können. Das Fördern von Menschen liegt ihr sehr am Herzen. Verschiedene Einsätze, die sie als Vorsandsmitglied eines Hilfswerkes mitorganisiert, sind nicht nur wertvoll für die Einsatzteilnehmenden sondern auch für die Erfahrung der Kirche und ihrer Glieder.


Ein Missionseinsatz verändert nachhaltig
Anne-Katrin war mehrere Monate in einem der heikelsten Brennpunkte in der Welt tätig. Aber nicht nur der Einsatz in der Krisenregion war herausfordernd: „Ich wurde mit mir selber konfrontiert“ sagte sie ganz deutlich.
Durch die schwierige politische Situation waren sie im Haus eingeschlossen. Anne-Katrin konnte jedoch ausser Haus einer Arbeit nachgehen, die ihr viel Freude bereitete. Zu Hause eingeschlossen zu sein, das westliche Leistungsdenken und die fehlende Abwechslung bewirkten zwischenmenschliche Spannungen in der Hausgemeinschaft. Solche Konflikte waren an der Tagesordnung.
Trotz oder vielleicht gerade wegen diesen Herausforderungen auf der Beziehungsebene war dies eine sehr wertvolle Zeit: Ihr Einsatz veränderte ihre Beziehung zu Gott und zu den Menschen. Sie sagt:
„Ich erkannte auf der Rückreise, dass ich nicht durch das, was ich tue, anerkannt werde, sondern durch das, was Gott für mich getan hat. Durch die neu erfasste Liebe Gottes, die am Kreuz sichtbar ist, wurde ich verändert. Ich lernte die Beziehung zum himmlischen Vater zu suchen und nicht einer eigenen Vorstellung von persönlichem Erfolg nachzugehen.
Ich wünsche mir, dass wir uns viel mehr auseinandersetzen mit dem wahren Motivationsgrund, wenn wir eine Aufgabe übernehmen. Wichtig ist auch die Frage, welche Gedanken uns wirklich trennen von Gott, was ist sein Wille und wie können wir uns von eigenen Vorstellungen lösen. Entscheidend ist, ob wir eine Aufgabe mit Liebe und von ganzem Herzen tun, denn die  Liebe von Gott soll in uns und durch uns zu den Menschen fliessen.“