Meine
Vorurteile über das Leben in England waren beschränkt auf ein
malerisches Bild: Eine elegante
Tea-Party vor einer Kulisse von grünen Hügeln auf denen Schafherden
weiden und im Vordergrund blüht ein schöner Rosengarten. Trotz
meinen Vorbereitungen über das veränderte Bild in England und
aufgrund verschiedener Gespräche mit einem Interserve Partner im
Vereinigten Königreich, war ich überrascht, als ich in Southall im
Westen Londons ankam.
Ich
war wohl einer der wenigen klischeehaften Englisch aussehenden Leute,
der unter vielen verschiedenfarbigen Leuten der Strasse entlang ging.
Die Schaufenster an der King Street zeichnen sich aus durch helle und
paillettenbesetzte Saris, Metzgereien zeigen rohes Fleisch und
überall leuchtet Werbung für indische und pakistanische
Telefonkarten. Wenn in einem Laden zwischen dem Besitzer und Kunden
Englisch gesprochen wird, dann
mit einem starken somalischen oder asiatischen Akzent.
Von
der lokalen Moschee ruft der Imam zum Gebet und indische
Frauen halten beim Hindu Tempel um Ganesh Esswaren zu opfern.
Somalische Männer in langen, schwarzen Kleidern schlendern an einer
Bushaltestelle
vorbei, an der ein grosses Werbeplakat für Cameron Diaz' romantische
Komödie wirbt. Junge Sikh Männer mit ihren, in den Turban
eingebundenen langen Haaren rennen zum prägnanten goldenden
Gurdwara, dem grössten Sikh Tempel ausserhalb Indiens. Das ist
London – nicht dasjenige England von Jane Austen, doch ein reicher,
vielfältiger und fesselnder Ort, an dem die Menschen die gute
Nachricht von
Jesus hören sollten.
Während
meiner Zeit in Southall lernte ich, wie die Interserve Partner
(interkulturelle Mitarbeiter) Menschen aus den spirituellen
Gemeinschaften der
Hindus, Sikhs und Muslims erreichten.
Die
Partner, welche alle in einer lokalen Kirche verankert sind,
entwickeln Projekte, leiten solche oder helfen darin. Die Projekte
sind ganz unterschiedlich: Lebensmittelhilfe, Spielgruppen,
Englischkurse, wöchentliche Bibelstunden. Ein wichtiger Teil der
Arbeit besteht im Aufbau und in der Vertiefung von Beziehungen mit
diesen Leuten. Dazu gehört, dass man zuhause eine offene Türe hat
und immer Zeit
für einen Tee hat und vielleicht noch etwas Biriyani (indisches
Gericht) das vom Mittag übrig blieb. Solch offene Häuser
ermöglichen neue Wege in einer schwierigen Gesellschaft, welche Mühe
hat mit vielen sozialen und
gemeinschaftlichen Herausforderungen wie Arbeitslosikgeit, Armut,
Drogenprobleme und manchmal einfach Heimweh. Ich selber war
begeistert zu sehen, wie Gott in diese Schwierigkeiten, in das Mosaik
der verschiedensten Nationalitäten hineinkam.
Ein
Teil meiner Tätigkeit als Kurzzeiter bestand darin, in verschiedenen
kirchlichen Aktivitäten zu helfen und in Englischklassen
mitzuhelfen. Von den lokalen Partnern, resp. interkulturellen
Mitarbeitern lernte ich viel, wie sie den Migranten vor Ort dienen.
Viele farbige Höhepunkte gab's während meines Einsatzes: Eid, das
muslimische Opferfest konnte ich mit einer pakistanischen Familie
feiern,
oder ich konnte an einem Treffen von religiösen Leitern teilnehmen,
wo soziale Probleme thematisiert wurden.
Eindrücklich
war das Prinzip des Senfkornsäens in der Praxis des muslimischen
Umfeldes zu sehen. Die lokalen Partner säten geduldig Samen von
Gottes Liebe in Southall; sie hörten zu, beteten und arbeiteten
stetig im Gebiet, in dem die Migranten und Flüchtlinge wohnten. Ich
bin so dankbar für diese Kurzzeiterfahrung. Ich durfte zusehen, wie
die Welt sich durch uns verändert und welche Bedeutung dies für die
gute Nachricht von Jesus hat.