Von November bis Mitte
Januar habe ich mit Interserve einen On-Track-Einsatz in einer Mädchen- und
Fraueninstitution in einem Dorf ausserhalb Pune, Indien gemacht. Dabei lag der
Fokus nicht so sehr auf dem „arbeiten“ im westlichen Sinn, sondern mehr in den
Beziehungen, Gesprächen und Begegnungen mit den Kindern, Bewohnerinnen,
Mitarbeiterinnen und anderen Freiwilligen.
Die Morgen habe ich jede
Woche anders verbracht. Ursprünglich war ich eingeteilt, um in der
Behindertenschule mitzuhelfen. Dort bin ich jedoch während zwei Wochen nur
rumgesessen ohne irgendetwas zu machen. Dies hat mein Heimweh nur gefördert,
daher suchte ich nach anderen Beschäftigungen. Während einer Konferenz mit
internationalen Geldgebern habe ich im Catering Team mitgeholfen und
Älplermakkaronen gekocht, während dem Versand des Newsletters an über 5000
Adressen habe ich geholfen die Adressetiketten auf die Couverts zu kleben und
schlussendlich fand ich mich im Coffee Shop, der demnächst eröffnet werden
soll, wo ich ein Bild an eine Wand gemalt habe. Das alles tönt nach viel Arbeit,
war es aber nicht. Bis zum Schluss habe ich damit gehadert, nicht genügend zu
tun zu haben. Doch wenn ich zurückschaue, merke ich, dass ich doch sehr viele
tolle und ermutigende Gespräche führen durfte in dieser Zeit. Was ich auch sehr
genossen habe, war die morgendliche Andacht mit allen Mitarbeitern. Nach einem
kurzen Input, den jeder Tag jemand anders gehalten hat, wurden Gebetsanliegen
aus allen Abteilungen zusammengetragen und zusammen gebetet.
Jeden Nachmittag habe ich
in der „Nursery“, der Kleinkinder-Station verbracht. Diese Zeit war ein
riesiger Segen für mich. Es hat Spass gemacht, mit den Kindern „Zug fahren“ zu
spielen, sie einfach in den Arm zu nehmen und ihnen so Gottes Liebe weitergeben
zu dürfen. Die Babies werden hier betreut, bis Adoptiveltern für sie gefunden
werden, sie sind einfach süss! Auch wenn ich jeden Tag vollgepinkelt wurde, da
die Stoff-Windeln leider nicht dicht sind... Einige der Kinder wohnen mit ihren
Müttern auf dem Campus, da sie beispielsweise vor einem gewalttätigen Ehemann
flüchten mussten oder der Ehemann gestorben ist. Auch schwangere, ledige Frauen
werden aufgenommen, da diese meistens von ihren Familien verstossen werden.
Wenn immer möglich, habe ich versucht, die jungen Frauen zu ermutigen, dass
Gott einen Plan für ihr Leben hat und sie ihm vertrauen können. Die
Freundschaften, die hier entstanden sind, sind wunderbar und sehr wertvoll!
Es ist nicht einfach, aus
einer westlichen Kultur in die indische Kultur geworfen zu werden. Dabei sind
die Sprach-Barrieren nur der Gipfel vom Eisberg. Anderes Essen, andere
Arbeitsweisen, andere Denkweisen haben mir zu schaffen gemacht. Doch ich habe
jede einzelne Sekunde gewusst, dass dies der Ort ist, an den mich Gott
geschickt hat, weil er mich etwas lehren will. Der Ermutigung aus Josua 1, 9
„Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern, und hab keine
Angst! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.“ hat
mich ständig begleitet.
Es ist gut zu wissen,
dass Gott durch uns wirken kann, auch wenn wir uns nicht vorstellen können,
wie. Auf der anderen Seite hat mir dieser Einsatz unglaublich viel
zurückgegeben! Ich durfte lernen, gelassen zu bleiben, wenn sich Pläne ändern
und ganz auf Gottes Souveränität zu vertrauen. Meine Aufgabe ist es nun, all das
Gelernte zurück in der gewohnten Umgebung in der Schweiz nicht zu vergessen und
weiterhin zu heherzigen.
Ich habe erlebt, dass ein
Missions-Einsatz für jede Person ganz anders verläuft und jede Person andere
Erfahrungen macht. Für einige meiner Mit-Bewohnerinnen war es DIE Zeit ihres
Lebens ohne jegliches Heimweh oder schlechte Gefühle, andere kommen
beispielsweise mit dem indischen Dress-Code überhaupt nicht zurecht. Doch was
allen gemein ist, sind die neuen guten Erfahrungen, die alle in ihrem Glaubens-Leben
machen. Niemand möchte die Zeit fernab von zu Hause, doch viel näher bei Gott
missen!
Julia