Donnerstag, 25. Oktober 2012

Eindrücke aus einem sechswöchigen Medizinpraktikum im Norden Indiens


India, here I come… Schon lange hatte ich mir gewünscht im Ausland ein medizinisches Praktikum zu absolvieren und gleichzeitig missionarisch aktiv zu sein. Interserve hat es mir möglich gemacht für sechs Wochen im Herbertpur Christian Hospital in Nordindien dabei zu sein.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Delhi um indische Gewänder zu besorgen und die nötigen Formalitäten zu klären, war ich sehr gespannt, was und wer mich nun in Herbertpur erwarten würde.

Montags bis samstags ging es jeden Morgen um 8 Uhr mit ein paar Lobpreisliedern und einer kurzen Andacht für alle, die interessiert waren (Ärzte, Patienten, Angehörige etc.), los. Im Anschluss daran folgte die Morgenbesprechung der Ärzte und weiter ging’s zur Visite und danach direkt in die Ambulanz, wo immer schon sehr viele Patienten sehnsüchtig auf die Ärzte warteten.

Dass hier nicht alles wie in Europa werden würde war klar: Desinfektionsmittel benutzt der Inder nicht und auch mit dem Datenschutz nehmen sie es nicht so genau. Bei Stromausfällen, die des Öfteren vorkommen, wird mit einer Glocke von Hand geläutet, sodass der dafür Zuständige den Generator anschaltet und der OP wieder mit Strom versorgt wird. Da im Herbertpur Christian Hospital hauptsächlich arme Patienten behandelt werden, achten die Ärzte darauf zum einen keine zu teuren Medikamente und zum anderen nicht zu viele zu verschreiben, da sich die Patienten das sonst nicht leisten können. Alle diese Unterschiede machen die Zeit im Krankenhaus nochmal interessanter als einige der Krankheitsbilder ohnehin schon sind. Samstags wird wie gesagt auch noch bis zum Mittag gearbeitet und dann steht das Wochenende vor der Türe, das man als Student frei zur Verfügung hat und gut für Ausflüge nutzen kann (z.B. Sikh-Tempel in Poanta, Mussoorie, Shopping in Dehradun, etc.).

Auch wenn es aufgrund der sprachlichen Barriere für mich nicht möglich war mit den Patienten über den Glauben zu sprechen, durfte ich erleben, dass Gott trotzdem Mittel und Wege hat dich vor Ort zu gebrauchen sein Reich zu bauen. Persönlich war Indien für mich in mehrerlei Hinsicht eine Bereicherung: Zum einen war es schön für mich zu sehen, wie Gott mich trotz der sprachlichen Barriere (Englisch-Hindi) gebrauchen kann um andere zu ermutigen, für sie zu beten und einfach mitzuhelfen Gottes Reich zu bauen... Und: ich schätze jetzt mein Schokomüsli zum Frühstück wesentlich mehr! Was natürlich nicht heißen soll, dass das indische Essen nicht mein Fall war. Auch sonst gab es einige Situationen in denen ich einfach nur auf Gott vertrauen konnte (wenn ich z.B. Reisen in Indien, etc). Es war eine schöne Erfahrung zu sehen, wie Gott führt und so oft einfach auch Bewahrung geschenkt hat!

Deborah, Medizinstudentin





Einheit unter Brüdern im Gebet


Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! (Ps 133,1)

„Du machst Witze, Gott! – das ist unmöglich.“ Ich protestierte heftig. „Ich? Wie soll ich ein Gebetstreffen für all die Pastoren der Stadt beginnen?“

Mit all den Verleumdungen, Machtkämpfen und dem Konkurrenzgeist – ich konnte mir nicht vorstellen, dass die sich treffen wollen und miteinander beten können. Und ich, eine Frau, ohne Rang und Namen, wie sollten sie auf mich hören? Trotzdem trug ich die Idee zu einigen Kolleginnen, aber auch ihre Reaktion war sehr skeptisch. „Ich sag es nicht gerne, aber diese Typen sind eine fast hoffnungslose Sache. Weshalb konzentrieren wir uns nicht weiter auf die Gefangenenarbeit?“ meinte eine aus der Gruppe. Eine andere meinte: „Vielleicht kannst Du ganz klein anfangen, aber ohne Pastoren unserer eigenen Gemeinde (Church of Pakistan).“

Ich brachte die Sache zurück zu Gott. Er war unnachgiebig: „Ja, die Pastoren und zwar alle.“ Und er wollte, dass ich das tue.

Gleichzeitig begann Gott mein eigenes Herz zu verändern. Während ich selber mit einem richtenden Geist in der Kirche sass, die mangelhaft vorbereitete Predigt kritisierend und der „langweiligen“ Verkündigung zuhörte, half Gott mir die Pastoren mit seinen Augen zu sehen. Sie selber waren wie zerstreute Schafe ohne Hirten, mit wenig Unterstützung, kaum Gelegenheiten selber zu wachsen jedoch weit offen für die Pfeile des Bösen. Sie waren wie matte Lichter inmitten einer grossen Dunkelheit, in der es schwierig ist nicht auszulöschen. Sie scheinen wir glühende Scheite, die den Kontakt zum Feuer verloren haben und langsam erkalten. Von ihrer Kirchgemeinde werden sie nicht im Gebet getragen (zumindest sieht’s in unserer Kirche so aus), der regionale Kirchenvorsteher steht ihnen meist kritisch gegenüber und ich wunderte mich, weshalb sie entmutigt und wirkungslos wurden. Als ich für sie zu beten begann, schwand mein Kritikgeist und mein Mitgefühl für sie wuchs.

Gott zeigte mir ein Bild, wenn die Pastoren miteinander beten, würde ihr mattes Licht aufleuchten und gemeinsam zu einem brennenden Feuer werden. Mir wurde bewusst, dass im Miteinander der geistlichen Autoritäten dieser Stadt, die Pastoren einen kraftvollen Einfluss auf diese Gegend gewinnen konnten. Wenn wir uns jeweils in einer anderen Gemeinde zum Pastorengebet treffen und für die jeweilige Gemeinde und deren Dienst beten, würde auch dem Konkurrenzgeist entgegengewirkt werden. Die Idee nahm Gestalt an und dieser unmögliche Gedanke Gottes wurde langsam zu der Überzeugung:“Das ist jetzt zu tun!“

Mittlerweile treffen wir uns mehr als ein Jahr, Baptisten, Katholiken, Pfingstler und auch diejenigen der „Church of Pakistan“, für ein monatliches Treffen, das bis zu drei Stunden dauert. Die Treffen haben unterschiedliche Schwerpunkte und Formen: In Zweiergruppen beten wir für persönliche Anliegen, hörendes Fürbittegebet hilft uns zu erkennen, wie wir für die Stadt beten sollen, manchmal lehrt uns jemand etwas aus dem Wort Gottes oder Fürbitte für die verschiednen Gemeinden und füreinander. Unsere Herzen beginnen langsam zueinander zu wachsen und die Pastoren fühlen sich nicht mehr so einsam in ihrem Kampf.

Einer der Pastoren meinte: „Ich spüre die Gegenwart des Herrn in diesen Gebetszeiten. Das ist für mich jeweils eine regelrechte Erfrischung.“ Ein anderer sagte: „Es scheint, dass unsere Lasten leichter werden in diesen Zusammenkünften,“ und ein weiterer fragte mich: „Kannst Du nicht auch in den christlichen Organisationen in diesem Gebiet so etwas beginnen?“

In bin versucht zu protestieren, dass ich nicht geeignet bin für diese Aufgabe, aber das macht ja kaum Sinn. Gott freut sich, wenn er schwache Menschen gebrauchen kann. Ich selber bin beeindruckt, dass ich einen kleinen Teil beitragen konnte, damit Einheit in unserem Einsatzgebiet wächst.

Bericht einer Interserve Partnerin aus Pakistan